Was sind die wichtigsten Aufgaben und Verantwortlichkeiten eines Treasurers?
Das Liquiditätsmanagement, auch Cash Management genannt, ist zentraler Bestandteil der Aufgabengebiete eines Treasury Mitarbeiters/einer Treasury Mitarbeiterin. Nur wenn ein Unternehmen zahlungsfähig (solvent) ist, kann es auch bestehen. Das Liquiditätsmanagement beinhaltet die Planung und Steuerung der Finanzen.
Eine gängige Methode für die Planung ist die Cashflow Rechnung. Der Cashflow ist eine wesentliche finanzwirtschaftliche Kennzahl, die zahlungsrelevante Zu- und Abflüsse gegenüberstellt. Er gibt eine zuverlässige Auskunft über die finanzielle Lage eines Unternehmens.
In Konzernen, die aus mehreren Gesellschaften und Niederlassungen bestehen, die häufig international verteilt sind, stellt sich oft die Frage, wie Cash geschickt verwaltet werden kann. Es ist schwierig, hier den Überblick zu behalten, da allein die Anzahl der Bankkonten die Frage, wie viel Cash ist tatsächlich vorhanden ist, deutlich erschwert. Aus diesem Grund betrieben Unternehmen Cash Pooling. Das heißt, das Unternehmen zieht Cash der Töchtergesellschaften ab und bündelt dies (unterteilt nach Währungen) auf den Bankkonten der Mutter.
Informationsmanagement & Reporting: Im Allgemeinen kümmert sich der/die Treasurer auch um die Beziehung zu externen Partnern, insbesondere Banken, und ist wichtige:r Ansprech- und Sparringpartner:in für das Management. Er/Sie bildet auch Schnittstellen zu unterschiedlichen Abteilungen, die über Accounting & Controlling hinausgehen. Mitarbeiter:innen, die in Tochtergesellschaften eines Konzerns tätig sind, müssen zudem regelmäßig an die Mutter reporten.
Warum? Gerade wenn Cash Pooling betrieben wird, muss sich die jeweilige Gesellschaft rechtfertigen, um Geld vom Cash Pool zu erhalten. Dies kann oft herausfordernd sein bzw. übt die Mutter damit starken Druck auf die Töchter aus.
Finanzierungs- & Risikomanagement: Gerade wenn Unternehmen global tätig sind, entstehen Währungsrisiken oder auch Zinsrisiken. Auch Vertragsrisiken können eine Rolle spielen. Der/die Treasurer hat verschiedene derivate Finanzinstrumente, wie Futures, Options & Co zur Auswahl. Im Zusammenhang mit der Cashflow Planung steht auch die Kapitalbeschaffung. Wenn nun eine Unterdeckung (mehr Ab- als Zuflüsse) vorliegt, benötigt das Unternehmen zusätzliche finanzielle Mittel. In diesem Fall muss der/die Treasurer eine Überbrückung/Finanzierung sicherstellen (z.B. in Form eines Kredits). Liegt eine Überdeckung vor, besteht die Möglichkeit, dieses Geld wiederum kurzfristig anzulegen/investieren.
Wie kommt man zu dem Beruf?
Für den Beruf des Treasurys ist ein abgeschlossenes Studium eine wesentliche Voraussetzung. Sowohl finanzwirtschaftliche Studiengänge (Banking & Finance) als auch einschlägige Masterstudien mit Schwerpunkt Treasury bilden eine kompetente Ausbildung für den Job.
Der direkte Einstieg ins Treasury ist zwar möglich, aber eher unüblich. Einige schaffen es durch Vorerfahrung in der Wirtschaftsprüfung, im Consulting mit Schwerpunkt Financial Advisory, im Controlling oder auf Bankenseite.
Welche Fähigkeiten und Kenntnisse sind für das Treasury nötig?
Wenn du eine Karriere im Treasury anstrebst, solltest du die folgenden Fähigkeiten mitbringen:
- Ein tiefes Verständnis für Finanzkonzepte und Finanzanalysen
- Analytische Fähigkeiten
- Ein Verständnis für verschiedene Arten von Risiken
- IT-Kenntnisse
- Grundkenntnisse der relevanten rechtlichen Rahmenbedingungen im Finanzbereich
Welche Persönlichkeitsmerkmale sind für den Beruf wichtig?
Zusätzlich solltest du noch diese Soft Skills aufweisen:
- Gute Kommunikationsfähigkeiten (besonders für das Reporting relevant)
- Verhandlungsgeschick
- Proaktives Denken
- Teamfähigkeit
Welche Herausforderungen gibt es im Treasury?
In der Welt des Treasury stehen Mitarbeiter:innen vor verschiedenen Herausforderungen, die ein hohes Maß an Fachkenntnissen und Geschick erfordern. Eine zentrale Hürde liegt im effektiven Zeitmanagement. Die Beantragung eines Kredits zur Unternehmenssicherung ist von entscheidender Bedeutung, aber selbst ein Tag Verzögerung kann die positiven Effekte zunichtemachen.
Die Komplexität des Berufs erstreckt sich über verschiedene Wissensbereiche, insbesondere in Bezug auf Finanzwirtschaft und IT. Die Vielschichtigkeit des Zahlungsverkehrs stellt eine weitere Herausforderung dar. Während auf europäischer Ebene die SEPA-Standards gelten, gestaltet sich die Situation auf internationaler Ebene deutlich komplexer. Unternehmen fordern einheitliche Zahlungsverkehrssysteme, doch auf nationaler Ebene bestehen erhebliche Unterschiede in Bezug auf Rechtsnormen und organisatorische Abläufe.
Die intelligente Abbildung des Treasury-Prozesses ist ein weiteres Anliegen. Obwohl Excel nach wie vor als grundlegendes Tool dient, existieren zahlreiche andere Systeme, die effizientes Arbeiten ermöglichen sollen. Die Identifikation vielfältiger Risiken stellt eine herausfordernde Aufgabe dar. Die Kunst besteht darin, diese Risiken frühzeitig zu erkennen und dem Management zu kommunizieren, um darauf aufbauend konkrete Maßnahmen abzuleiten.
Welche Arbeitsbedingungen und -umgebungen sind typisch für diesen Beruf?
Die Arbeitsumgebung im Treasury kann in verschiedenen Branchen wie Konzernen, Banken oder Consultingfirmen angesiedelt sein. Reisetätigkeiten sind grundsätzlich möglich, treten jedoch in der Regel nicht häufig auf. Es könnte beispielsweise vorkommen, dass ein Consultant direkt beim Kunden eingesetzt wird, gelegentliche Termine vor Ort bei der Bank inbegriffen. Insgesamt finden jedoch viele Meetings auch online statt.
Die Arbeitszeit im Treasury variiert je nach Branche. Insbesondere im Consulting besteht oft ein All-in Vertrag, der flexible Arbeitszeiten ermöglicht. In der Regel orientieren sich die Arbeitszeiten jedoch an klassischen Bürozeiten.
Wie wichtig sind Fortbildungen und Weiterbildungen?
Um im Treasury erfolgreich zu sein, solltest du dich in den folgenden Bereichen laufend weiterbilden bzw. up-to-date bleiben:
- IT & alles, was Implementierung bzw. Schnittstellen zum ERP System betrifft
- Regularien im Bankenumfeld (Aufsichtsrecht)
- Sich verändernde Geschäftsmodelle / Point-of-Sail
- Sustainable Finance & ESG
- Unternehmensplanung / Financial Modelling
Welche Perspektiven gibt es für den Beruf?
Die Entwicklungsmöglichkeiten für einen Mitarbeiter/eine Mitarbeiterin im Treasury sind vielfältig. Ein klassischer Weg besteht darin, vom Consulting oder Banking auf die Konzernseite zu wechseln. Hier kann sich die Karriere in verschiedene Richtungen entfalten, wie die Entwicklung zum/zur Gruppenleiter:in oder Leiter:in Treasury, Leiter:in Finanzen, Partner:in im Consulting oder sogar bis zum CFO.
Neben dem Tagesgeschäft bieten sich besonders spannende Perspektiven in der Teilnahme an interessanten Projekten, wie der Einführung von Cash Pools, Systemimplementierungen und ähnlichen Vorhaben.
Innerhalb eines Konzerns kann die Entwicklung darin bestehen, das Treasury für eine spezifische Gesellschaft zu übernehmen oder sogar die Verantwortung für die gesamte Unternehmensgruppe zu tragen.
Es ist ebenso denkbar, in das Controlling zu wechseln, da es einige Überschneidungen zwischen den beiden Bereichen gibt, und so neue berufliche Horizonte eröffnet werden können.
Welches Gehalt kann man im Treasury erwarten?
Das Einstiegsgehalt im Treasury beläuft sich auf ein Bruttojahresgehalt von ca. € 40.000,00. Mit einschlägiger Erfahrung (ab ca. 5 Jahren) erhöht es sich bis zu ca. € 70.000,00. Es ist jedoch zu beachten, dass das Gehalt auch von anderen Faktoren beeinflusst wird, wie z.B. der Größe, dem Standort und der Branche des Unternehmens.
Unser Rat an zukünftige Mitarbeiter:innen im Treasury?
Treasury ist ein überaus spannender Bereich, bei dem man das ganze Unternehmen im Blick hat und sich auf Abwechslung und neue Herausforderungen freuen kann. Insbesondere wenn man sich Richtung Management entwickeln will, hat man hier gute Chancen. Es hat einige Ähnlichkeiten zum Controlling, aber du solltest dir im Klaren sein, dass der/die Treasurer die finanzwirtschaftliche Perspektive in den Vordergrund stellt. Gerade Finanzinstrumente wie Derivative sind etwas abstrakt und erfordern nicht nur ein solides Verständnis, sondern man sollte sich allgemein mit der Thematik identifizieren können.
Und: Eine Station in der einen oder anderen Big4 Kanzlei sowie ein Praktikum in einer Bank machen sich im Lebenslauf immer gut 😉
Fazit
