Von dem/der Spezialist:in zur Führungskraft – der klassische Aufstieg im Finanzbereich
Der Aufstieg vom operativen Fachprofi zur disziplinarischen Führungskraft ist nach wie vor ein gängiger Weg – aber einer, der zunehmend kritisch hinterfragt wird. Wer beispielsweise als Controller:in, Buchhalter:in oder Steuerexpert:in startet, entwickelt mit den Jahren tiefes fachliches Know-how. Das öffnet Türen: zuerst zur Teamleitung, dann zur Abteilungsleitung, schließlich vielleicht sogar zur kaufmännischen Geschäftsführung oder CFO-Rolle.
Doch: Mit jeder Stufe verändern sich die Anforderungen. Es geht weniger um fachliche Tiefe, dafür mehr um Strategie, Kommunikation, Personalführung und interdisziplinäre Zusammenarbeit. Hier musst du nicht nur betriebswirtschaftlich fit sein, sondern auch Menschen führen, Konflikte lösen, Feedback geben und Entscheidungen treffen.
Typische Stationen auf dem Weg zur Führungskraft:
- Junior → Senior
- Projektverantwortung / Teamkoordination
- Teamleitung / Abteilungsleitung
- Bereichsleitung / CFO-Level
Diese Entwicklung kann sehr erfüllend sein – aber sie ist nicht für jede:n das Richtige. Deshalb lohnt sich eine bewusste Auseinandersetzung mit der Frage: Will ich führen – oder fühle ich mich eher als Spezialist:in wohl?
Bin ich bereit für eine Führungsposition? Diese Fragen helfen dir bei der Entscheidung
Der Führungsverantwortung ist für viele das ultimative Karriereziel und kann auch sehr erfüllend sein. Aber: Nicht jede:r gute Finanzexperte wird automatisch eine gute Führungskraft. Um herauszufinden, ob der nächste Schritt wirklich in eine Führungsrolle führen soll, kannst du dir folgende Fragen stellen:
- Ziehe ich Energie aus der Arbeit mit Menschen – auch wenn’s mal schwierig wird?
- Kann ich Verantwortung übernehmen, ohne alles selbst kontrollieren zu wollen?
- Bin ich bereit, operative Aufgaben abzugeben und mich auf das große Ganze zu konzentrieren?
- Wie gehe ich mit Konflikten um – suche ich Lösungen oder vermeide ich Konfrontation?
- Kann ich mich selbst und andere motivieren, auch wenn der Druck steigt?
Sei ehrlich zu dir selbst. Es ist keine Schwäche, festzustellen, dass dir Facharbeit mehr Freude bereitet als Mitarbeiterführung. Wichtig ist, Klarheit über deine Motivation und Stärken zu gewinnen – und dazu kann auch das Feedback deines Umfelds beitragen: Was sagen Kolleg:innen, Vorgesetzte oder Mentor:innen über dein Potenzial?
Alternative Karrierewege zur Führungsposition
Immer mehr Unternehmen öffnen heute klare Karrierepfade für Spezialist:innen. Auch wenn du keine Personalverantwortung übernehmen willst, kannst du beruflich wachsen – in Projekten, in der Tiefe oder in der Breite.
Fachlaufbahn mit Spezialisierung
Du willst der/die Go-to-Person für komplexe Fachfragen sein? Dann ist die Expertenkarriere dein Weg. Ob im Bilanzrecht, in der internationalen Besteuerung, im Konzerncontrolling oder im Compliance-Bereich: Wer hier Exzellenz zeigt, hat langfristig beste Perspektiven.
Projektverantwortliche:r
Statt disziplinarischer Führung übernimmst du Verantwortung in bereichsübergreifenden Projekten – zum Beispiel bei ERP-Rollouts, Automatisierungsinitiativen, Nachhaltigkeitsreporting oder M&A-Prozessen. Du steuerst Teams, Budgets und Timelines – ohne klassische Personalführung.
Schnittstellenrollen
Du bist analytisch stark und gleichzeitig kommunikationsfreudig? Dann könnten Rollen wie Finance Business Partner, Treasury Expert, Investor Relations Manager oder Strategic Controller für dich spannend sein. Hier verbindest du Finanz-Know-how mit Businessverständnis und interner Beratung.
Selbstständigkeit & Interim Management
Für erfahrene Finanzprofis kann auch der Schritt in die Selbstständigkeit eine Option sein – etwa als Interim Manager:in, Berater:in oder Freelancer:in. Du entscheidest, welche Mandate du annimmst, und bringst dein Know-how gezielt dort ein, wo es gebraucht wird.
Wie finde ich den richtigen Karriereweg für mich?
Egal ob du dich für eine Führungs- oder Fachkarriere entscheidest – wichtig ist, dass du den Weg gehst, der zu dir passt. Diese drei Schritte helfen dir bei der Orientierung:
✅ Selbstreflexion
Was motiviert dich? Worauf bist du stolz? Welche Tätigkeiten geben dir Energie – und welche ziehen sie dir? Eine ehrliche Standortbestimmung ist der erste Schritt zu einer stimmigen Entscheidung.
✅ Ziele definieren
Karriereziele sind mehr als Titel oder Gehalt. Überlege, was dir wichtig ist: Einfluss? Sicherheit? Gestaltungsspielraum? Anerkennung? Weiterbildung? Deine Ziele sollten langfristig motivieren – nicht kurzfristig beeindrucken.
✅ Austausch suchen
Sparring mit Mentor:innen, Kolleg:innen oder Personalberater:innen bringt neue Perspektiven. Nutze Feedback, Branchenvergleiche und Impulse, um Möglichkeiten zu erkennen, die du selbst vielleicht übersehen hast.
Fazit: Eine Karriere im Finanzbereich ist vielfältiger denn je
Ob Führungskraft oder Fachexpert:in – es gibt nicht den einen richtigen Weg. Wichtig ist, dass du bewusst entscheidest, wohin du willst, und den Mut hast, deinen eigenen Weg zu gehen. Die gute Nachricht: Karriere ist kein linearer Prozess, sondern ein dynamisches Modell. Und wer bereit ist, sich weiterzuentwickeln, wird seinen Platz finden – mit oder ohne Führungsverantwortung.