Fast jede:r 5. ist unzufrieden mit dem Gehalt
In Österreich gilt nach wie vor: Über das Gehalt wird nicht gerne gesprochen. Mal ehrlich: Wann hast du das letzte Mal mit Bekannten darüber gesprochen, was du verdienst? Geld ist hierzulande immer noch ein Gesprächsthema, das vielen unangenehm ist.
Das Jobportal StepStone hat 2017 eine Studie veröffentlicht, die die Gehaltszufriedenheit in Österreich unter rund 1.000 befragten Angestellten zwischen 20 und 55 Jahren abfragt. Fast ein Fünftel aller Befragten ist eher unzufrieden mit dem Gehalt. Unter jüngeren Mitarbeitenden ist die Unzufriedenheit sogar nochmals höher.
Als Konsequenz wird meist ein Jobwechsel in Betracht gezogen. Verstärkt hat sich diese Tendenz durch die zunehmende Globalisierung und Vernetzung sowie eine Entwicklung hin zu stärkerer Fluktuation. Diese lag beispielsweise 2019 in Österreich laut dem Bericht des Arbeitsmarktservice bei durchschnittlich 50 Prozent.
Tipps für deine nächste Gehaltsverhandlung
Bevor es in einem Angestelltenverhältnis überhaupt zu einer Gehaltsverhandlung kommt, musst du in den meisten Fällen proaktiv vorgehen. Doch wie oft ist es üblich, nach einem Gehaltsgespräch zu fragen? Die Faustregel besagt: Einmal pro Jahr über das Gehalt zu verhandeln, ist in Ordnung. Steigst du neu in den Job ein, erübrigt sich diese Frage bei der ersten Gehaltsverhandlung sowieso.
Wir zeigen dir, worauf du in der Vorbereitung des Gesprächs und beim Termin selbst achten musst.
1. WARTE DEN GEEIGNETEN ZEITPUNKT AB
Nicht jeder Moment ist der richtige für die Gehaltsverhandlung. Klar: Wenn du neu im Job durchstartest oder wechselst, kannst du dir den Zeitpunkt für das Gespräch nicht unbedingt aussuchen. Falls du aber eine Gehaltserhöhung anstrebst, spielt der Zeitpunkt eine wichtige Rolle.
Du solltest deine:n Vorgesetzte:n beispielsweise nicht in einer stressigen Phase damit konfrontieren. Besser: Du warst maßgeblich am Erfolg eines gerade abgeschlossenen Projektes beteiligt? Perfekter Zeitpunkt! So gehen beide Parteien mit einem guten Gefühl in das Gespräch.
2. BEREITE DICH UND DEINE ARGUMENTE AUSFÜHRLICH VOR
Das A und O im Vorfeld einer Gehaltsverhandlung ist die Vorbereitung. Was hast du erreicht, welche Qualifikationen kannst du vorweisen, was kannst du besonders gut? Im bestehenden Arbeitsverhältnis solltest du erfolgreiche Projekte und deinen Wert für das Unternehmen im Gepäck haben. Wenn du zusätzlich noch ganz konkrete Erfolgszahlen vorweisen kannst, ist es natürlich noch besser.
3. KENNE DEINEN WERT
Mittlerweile gibt es diverse Portale und Websites, die dir genau aufzeigen, in welchem Job du wo in welcher Position wie viel verdienen kannst. Auch wir von Schulmeister Consulting können dir zeigen, welches Gehalt an welchem Punkt deiner Karriere möglich ist. Bevor du also – gerade beim Berufsstart – in das Gehaltsgespräch gehst: Kenne deinen Wert. So kannst du besser ermitteln, was für deinen Job und deine Leistung eine angemessene Bezahlung ist. StepStone hat dafür ein kleines Helferlein entwickelt: Mit dem Gehaltsrechner findest du heraus, wie viel du in etwa verlangen kannst.
4. HAB KEINE ANGST UND SEI SELBSTBEWUSST
Einfacher gesagt als getan: Sei selbstbewusst und leg die Nervosität vor dem Gehaltsgespräch ab. Je öfter du in diese Situationen kommst, desto routinierter wirst du. Mache dir bewusst, dass es für die Person auf der anderen Seite des Tisches eine normale Situation ist und gehe auch du locker und mit der nötigen Portion Selbstbewusstsein in die Verhandlung.
Du hast schließlich nichts zu verlieren. Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels werden talentierte Mitarbeitende händeringend gesucht.
5. ACHTE AUF DEINE RHETORIK
Es gibt jede Menge rhetorische Tricks und Kniffe, die du im Gehaltsgespräch einsetzen kannst. Der erste Tipp: Vermeide den Begriff „Gehaltserhöhung“. Das klingt fordernd – das Wort „Gehaltsanpassung“ löst hingegen ein Gefühl der Angemessenheit aus. Versuche zudem, im Gespräch deinem Gegenüber möglichst oft ein „Ja“ zu entlocken, noch bevor ihr zur alles überschattenden Gehaltsfrage kommt. Bleibe außerdem ruhig und verfalle nicht in zu schnelles Sprechen. So strahlst du Souveränität aus, und dass du weißt, was du willst.
6. SETZE DEN ERSTEN ANKER
Hast du dir bereits einige Bejahungen abgeholt und der Smalltalk neigt sich dem Ende zu, geht es ans Eingemachte. Ergreife die Initiative und setze vor deinem oder deiner Chef:in dabei den 1. Anker, wenn es um die Höhe deines Wunschgehalts geht.
7. ÜBERLEGE DIR GENAU, WELCHE ZAHLEN DU NENNST
Es ist psychologisch erwiesen, dass ein hoher, nicht ganz ernstgemeinter Anker – beispielsweise 250.000 Euro für einen Job als Junior IT-Consultant – wirkt. Wichtig dabei: Erwähne so eine hohe Zahl spaßeshalber, beiläufig und noch im Smalltalk. Erinnerst du dich an einen der ersten Tipps? Kenne deinen Wert. Der liegt selten bei einer runden Zahl. Demonstriere mit einer genauen Zahl, zum Beispiel 42.460 Euro, dass du dir ausführliche Gedanken gemacht und online recherchiert hast.
8. NIMM NICHT DAS ERSTE GEGENANGEBOT AN
Im Normalfall rückt nun dein Gegenüber mit einem ersten Gehaltsvorschlag raus. Der liegt oft weit unter dem, was du dir vorstellst. Wichtig: Kontert die Gegenseite also deine erste Zahl mit einem anderen, deutlich niedrigeren Gebot, bleib cool.
Tipp: Nimm auf keinen Fall den ersten Zahlenkonter an, der in deine Richtung kommt. Die Verhandlung startet jetzt erst richtig. Zwar wird es meist nicht wie auf dem Basar hin- und hergehen. Bleib jedoch standhaft und mache keine zu großen Sprünge in Richtung des Vorschlags der Gegenseite.
9. SEI FLEXIBEL
Es ist keine Gehaltserhöhung drin oder deine Forderung nach dem Wunsch-Einstiegsgehalt wird nicht erfüllt? Das passiert. Bleib aber flexibel. Wie steht es um steuerfreie Essenszuschüsse, Sonderurlaub, flexibles Arbeiten, Fahrtkostenerstattung und weitere Benefits für dich? Meist lässt sich dein Gegenüber auf etwas davon ein.
10. ÜBE DAS GESPRÄCH IM PRIVATEN
Der letzte Tipp ist einer, der immer hilft: Üben, üben, üben. Wenn du dir unsicher bist, wie du die Gehaltsverhandlung angehen sollst, sprich mit Freund:innen, deinem oder deiner Partner:in oder anderen Vertrauten darüber. Simuliert verschiedene Gesprächsszenarien – so bist du auf alle Eventualitäten vorbereitet.